ZECHE ZOLLVEREIN


Das ehemalige Steinkohlebergwerk in Essen ist heute ein bekanntes Architektur und Industriedenkmal.

Die Auswirkungen des langjährigen Kohleabbaus auf die Umwelt sind immens. Aufgrund der Bergsenkungen sind allein im Ruhrgebiet sog. Polderflächen von rund 75.000 Hektar entstanden. Diese müssen ständig künstlich abgepumpt werden, damit nicht ganze Landstriche der Überflutung freigegeben werden.

Um diese immensen jährlichen Kosten einzusparen entwickelte der Fachbereich für Entwerfen und Tragwerksentwicklung der Technischen Hochschule Darmstadt ein interessantes Szenario:
Die Pumpen abstellen, die vielen Hektar Polderflächen soz. bewusst fluten und so eine außergewöhnliche Naturlandschaft zurückgewinnen durch viele entstehende Seen, Wasserparks und Sumpfgebiete.

Um die vielen Leute einfach und effizient umsiedeln zu können, galt es eine Mega-Struktur in Form eines über 500 Meter hohen Rat-, Büro-, Wohn-, und Geschäftshauses zu entwerfen, soz. eine vertikale Stadt.
Die Ingenieurtechnische Schwierigkeit beim konstruieren derartiger Strukturen besteht in der proportional zur Höhe steigenden notwendigen Grundfläche und den daraus resultierenden Belichtungsproblemen.

Die Architekten entschieden sich deshalb für einen „Triple Tower“ und die bis dato in dieser Form noch nicht dagewesene Verwendung eines sich wiederholenden Bogentragwerkes zur Lösung des Problems:
Drei auf einem kreisförmigen Grundriss angeordnete Ellipsen verschiedener Höhe lassen sich gegenseitig genug Platz für Licht, steifen sich aber auch gegenseitig aus, d.h. ohne die jeweiligen Partner würde das Konstrukt in sich zusammen stürzen.
An den jeweiligen Enden einer Ellipse sind die schweren Kerne aus Stahlbeton angeordnet, zwischen diesen Spannen riesige Bögen, die in der Ansicht die Form einer Linse beschreiben.
Jede Linse umfasst 14 Geschosse, der kleinste der Türme hat 4, der mittlere 6 und der größte 6 Linsen. Alle Lasten die in jeder erdenklichen Form innerhalb einer Linse anfallen, werden über Abhängungen bzw. Stützungen über die Bögen in die seitlichen Kerne geleitet.
So ist zwischen den Linsen eine Vielzahl von raumbildenden Ausbaumöglichkeiten denkbar:
Versetzte Geschossränder von Großraumbüros, abgehängte Boxen von Wohnlandschaften, oder riesige, sakral anmutende Multifunktionsräume für Veranstaltungen aller Art.
Die Fassade wird gebildet über eine zweiachsig gekrümmte Sattelfläche einer Seilnetzfassade, stark genug um die enormen Windlasten auszuhalten, aber hochtransparent aufgrund Ihrer auf Zugbeanspruchung basierenden Lastabtragung.

Durch dieses innovative Tragwerkskonzept erreichen die Architekten eine für ein Gebäude dieser Höhe enorme Belichtung und somit architektonische Qualität. Die Arbeits- oder Wohnräume der Mega-Struktur geben auf beiden Seiten der Linse den beeindruckenden Ausblick auf das Spektakel der überfluteten ehemaligen Industrielandschaft frei.